Freitag, 29. Januar 2010

Geocaching ist geheim? Nein!

Cachecache hat in einem sehr lesenswerten Blogeintrag sich an alle die gewandt, die den „guten, alten Zeiten“ hinterhertrauern. Ein Aspekt, den er nicht behandelt hat, ist die meiner Meinung nach sehr merkwürdige Einstellung manche Hardliner, dass Geocaching als solches doch bitte geheim gehalten werden sollte. Es geht hier nicht um das unbeobachte Heben von Caches bzw. dem unauffälligen Nähern dessen, sondern es wird durchaus gefordert, dass unser Hobby doch bitte quasi im Untergrund stattfinden solle.

So wird - im Zusammenhang mit einem zufälligen Heroinfund eines Cachers - doch ernsthaft gefordert, dass man die Polizei doch bitte anlügen solle:
Findest Du?
Ich finde das extrem dusselig. Einige Leute können echt die Klappe nicht halten.
Warum muss man ständig die Leute mit der Nase auf’s Geocaching stoßen?

“Ich bin spazieren gegangen und hab’s zufällig gefunden, als ich mal austreten musste. Magenverstimmung, ich wollte das nicht direkt am Weg, wenn Sie verstehen…”
(Quelle: Grünes Forum, dieser Thread)

Abgesehen davon, dass es reichlich bizarr ist solche Geheimhaltung zu fordern, wenn es schon diverse Bücher (u. A. von Prominenten wie Bernhard Hoëcker) zu Geocaching gibt (neben unzähligen Medienberichten, Blogs, was auch immer) und aktuelle Garmin-Geräte schon Geocaching-Modi besitzen - von den Events/Mega-Events gar nicht erst zu reden -, stelle ich mir die Frage: warum solche Lügen? Warum nicht Freunden erzählen, was man macht? Warum nicht ab und zu Muggels (da rümpfen ja auch schon die Leute die Nase drüber) mitnehmen, zumal diese Muggels - sollten sie Geocacher werden - gleich eine vernünftige Einführung bekommen mit Erklärung, was man vermeiden sollte usw.?

Solche Forderung zeigen eher die Denkweise, die der obengenannte Beitrag zu recht  kritisiert - ein elitäres Denken. Ich selbst bin Mitglied einer anderen Subkultur, die auch früher (in den 90'ern) eher im Verborgenen/Geheimen agiert hat und mittlerweile weit offener geworden sind und siehe hier auch erstaunliche Parallelen: auch dort wird den guten alten Zeiten hinterhergejammert (die, wenn man ehrlich sind, nicht wirklich so gut waren) und auch kannte man sich früher halt persönlich. Na und?

Ich sehe Geocaching den gleichen Weg gehen wie besagte Subkultur: es wird nicht nur eine Plattform geben, sondern eine gewisse Zersplitterung, die Zeichen sind schon seit einiger Zeit da:
  • Geocaching.com für die breite Masse.
  • Terracaching.com für Leute wie mich, die Qualität und Wanderungen schätzen und wo die Community entscheidet, was zulässig ist und welche Caches gut bzw. schlecht sind
  • Evtl. Megacaching als Mischung zwischen GC und TC - sollte das Projekt irgendwann mal fertig werden :-)
Evtl. kommen noch weitere Plattformen dazu, z. B. eine Plattform für HCC - die HCCs scheinen sich von der Arroganz her eh' als Elite zu fühlen, irgendwann schreibe ich mal was dazu - so dass es nicht mehr die Community geben wird sondern verschiedene. Wer den Kick der Geheimhaltung haben möchte, kann ja seine eigene geheime VIP Invite-Only Seite aufziehen.

Und mal ehrlich, wäre die Zersplitterung (oder positiv:  Spezialisierung) so schlecht? Zum Nachdenken: der zweite Dortmunder Stammtisch platzt jetzt schon aus allen Nähten, aktuell sind über 200(!) Teilnehmer angemeldet.

In diesem Sinne: nicht den alten Zeiten hinterhertrauern, sondern sich den neuen Gegebenheiten anpassen.

11 Kommentare:

Jachenbach hat gesagt…

Je mehr Geocaching von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, desto mehr Gegener formieren sich, die einfach "dagegen" sind, wenn noch mehr Menschen (gefühlt) "ihrer" Natur oder "ihrer" Gegend unterwegs sind.
Da sind es Naturschützer, die die Archivierung von Mysteries (Koordinaten mitten in einem See) verlangen, sofern ihnen nicht die Finalkoordinaten mitgeteilt werden.
Oder die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verlangt von Multicache-Ownern in der Umgebung nach den Final-Koordinaten "nur um sich eine direkte Bestätigung von den Ownern ink. Realname zu holen, dass nix auf ihrem Gelände ist".
Und da sind Jäger, die bei CAchern global rot sehen, weil diese ohne Licht in Schilfgürteln dem Wild nachstellen und in gebückter Haltung (ebenfalls unbeleuchtet) durchs Unterholz robben.
Und auch wenn es solche Cacher wirklich geben sollten, in den Medien werden solche eben als typische Vertreter der Geocaching-Zunft dargestellt.

Und selbst wenn denn ein CITO stattfindet, schlagzeilt die Presse negativ "Naturschützer alarmiert über Geocacher" und erst im Artikel erfährt man dann Dinge wie "heute tun die CAcher mal was für die Umwelt, so sie doch sonst immer nur Plastikmüll in Höhlen schmeissen und die Fledermäuse im Winterschlaf stören."

KoenigDickBauch hat gesagt…

Je mehr Geocaching von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, desto mehr Befürworter werden werden sich vor Geocaching stellen, da immer mehr Menschen in die Natur kommen.

Ich habe extra, die Wortwahl meines Vorredners aufgenommen um zu zeigen, das es auch eine andere Seite gibt. Es liegt an uns, das die eine oder andere Seite gewinnt.

Heimlichkeit ist auf jeden Fall keine Option, denn nur so können wir einen Rückhalt in der Gesellschaft bekommen.

Wolf hat gesagt…

Na super! Noch grün hinter den den Ohren und schon lautstark Geocaching-Bashing at its best betreiben. Pass auf, daß die Anzahl der Posts nicht die der Finds übersteigt...

Früher mussten Newbees erstmal ne Filmdose an den Gartenzaun machen, ständig hinter der Gardine stehend. 2009er Cacher machen erstmal nen Blog auf und stellen über Jahre gewachsene Regeln der Community in Frage...

Carnosaurus hat gesagt…

@Wolf: Netter Trollversuch, aber leider fehlgeschlagen :-D (Man sollte sich mal die Daten genauer ansehen, bevor man von "2009" redet :-D)

Sonst: Als Parodie des üblichen Statistikcacher schon etwas gelungener, aber auch nicht wirklich überzeugend...

Carnosaurus hat gesagt…

@KoenigDichbauch: Ja, die Heimlichkeit hat sich ein für alle male erledigt - zumindestens in der nächsten Zeit. Bleibt nur die Frage, wie man mit der geänderten Situation umgegeht:

- Entweder den Kopf in den Sand stecken, sich im grünen Forum über die bösen Presseberichte aufregen, oder
- Selbst Öffentlichkeitsarbeit betreiben - das geht aber nur mit einem starken Partner, ach nee, das ist auch wieder nicht recht (siehe das Positionspapier der DWJ)

Es wäre ja schon viel geholfen, wenn wir uns alle so verhalten, dass es keinen Grund für negative Publicity gäbe (sowohl beim Verstecken als auch beim Suchen), aber da sehe ich leider aktuell schwarz.

Wolf hat gesagt…

Nichts mit Troll, voller Ernst. Du hast gar nichts verstanden.

Anonym hat gesagt…

@Wolf: ah, auch so ein "uralt"-Cacher? Wie lange gehst Du schon? Bei mir sinds auch schon ein paar Jahre. Wo haben uns die "jahrelang gewachsenen Regeln" denn hingebracht? Nirgendwohin! - Immernoch stehen wir Cacher regelmäßig mit Negativschlagzeilen wegen angeblicher Bombenfunde und unserem angeblichen naturschädlichen Verhalten in der Zeitung. In letzter Zeit sogar immer öfter - und das nicht, weil einige das Cachen nicht geheim halten, sondern allenfalls wegen der zunehmenden Dosendichte. Das ist sowieso nicht geheim zu halten. Schon mit der Freischaltung der GC-Seite war es doch vorbei. Seit wann ist im Internet irgendwas geheim? Solange es diese 007-Mentalität bei einigen Cachern gibt, wird es garantiert nicht aufhören, dass harmlose Plastikbehälter als Bombe und am Fuß eines Baumes als Abfall fehlinterpretiert werden. Wenn man sich am Cache unauffällig verhält und das GPSr in der Fußgängerzone nicht um den Hals hängen hat, genügt das IMHO völlig. Hauptsache der Cache als solches wird nicht gefährdet. Ansonsten gilt: Bildung hat noch niemanden gesundheitlich geschadet, also streu Dein Wissen über die positiven Seiten des Geocachings doch in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis. Je mehr Leute wissen, dass wir eigentlich nichts Böses machen, um so besser.
@Jens: die BiMA vertritt die Interessen des Grundstückseigentümers "Bundesrepublik Deutschland" - ist doch nachvollziehbar, dass die auf ihren Grundstücken keine unbefugten Betreter haben wollen - zumal es sich häufig um Liegenschaften von gewisser "Brisanz" handelt. Wer in meinem Garten einen Cache legt, muss auch damit rechnen, dass er gesundheitliche Schäden davon trägt, weil ich auf meinem Grundstück das Jagdrecht ausübe ;-)

Stellt Euch alle mal auf einen gefüllten Schulhof und ruft laut: "Wer kennt Geocaching" - Wenn dann 2/3 die Hand gehoben haben, könnt Ihr Euch Eure Geheimhaltung auch schön einpacken lassen und mit nach Hause nehmen.

Ich hab 2004 das erste mal im Fernsehen einen Bericht übers Geocachen gesehen - in welcher Welt lebt Ihr, dass Ihr denkt, dass seither die Medien weniger Interesse an diesem spannenden Thema entwickelt hätten? Was denkt Ihr, warum es heute so viele Cacher gibt und die Zahl der Caches ständig steigt? Weil alles so geheim ist? Ich lieg gleich vor Lachen unterm Tisch.

Anonym hat gesagt…

Ich denke Geocaching war niemals geheim. Man sollte sich natürlich beim Suchen nicht erwischen lassen, damit die Muggels nie erfahren dass da eine Dose liegt. Aber sonst haben schon immer Cacher über ihr Hobby geredet, Aufkleber auf´s Auto geklebt, Kollegen angefixt, Cacheabenteuerbilder veröffentlicht....

Die Frage ist doch eher warum propagieren einige Leute so vehement diese Heimlichkeit?

Verstoßen sie beim Cachen regelmäßig gegen Gesetze und fürchten dass ihr Treiben zu bekannt werden könnte?

Glauben die wirklich ein "Aufnahmestop" würde irgendetwas postives bewirken?

Ich glaube nicht, dass wir nun alle Kontakt zur Lokalpresse aufnehmen sollten aber wir sollten einfach unverkrampft auf Anfragen reagieren und nicht immer sofort in Hysterie ausbrechen, wenn jemand fragt, was wir da machen.

cachecache hat gesagt…

Den Aspekt der Geheimhaltung, den du angesprochen hast, Mark, hab ich gar nicht so richtig bedacht. Danke für den Hinweis. Denn er hat Vieles für sich und wirft mehr Licht auch: die Enttäuschung, das Geocaching Massenhobby wird und auch das selbsterfundene Reinheitsgebot, schlichtweg Ausdruck der Agorophobie dieses Teils der Community.
Überschätzen wir uns nicht und haben wir Spass, in aller Vielfalt. Wir haben ein ganz normales Hobby und wir reden drüber und sind ganz öffentlich. Daran und an unserem Image haben wir zu arbeiten. Dass anderen inzwischen die Felle davonzuschwimmen drohen, ist wohl allein deren Problem.

Carnosaurus hat gesagt…

@cachecache: Da kommen noch zwei weitere Aspekte hinzu

1.) Egal in welchem Hobby (sei es Geocachen, Rollenspielen, Star Trek, was auch immer) gibt es immer wieder Leute, die sich selbst zu ernst nehmen und es übertreiben -> sieht man bei uns auch schön an den teilweisen bizarren Statistiken.

2.) In einer kleineren Gemeinschaft ist es natürlich leichter, mit Statistiken (Funde, Anzahl Anzahl Jahre) zu glänzen und Neulinge zu beeindrucken - Sturm im Wasserglas, Hecht im Karpfenteich, was auch immer. In einer größeren Community verlieren diejenigen natürlich an Bedeutung - eine gute Freundin (ihreszeichen Lesbe) sagt zu sowas immer gerne "Mackerverhalten" :-D

Passt beides irgendwie auf das Schoßhündchen äh Wölfchen :-)

Ich selbst bin zwar "nur" seit 2007 dabei (wobei ich primär auf Terracaching.com aktiv bin), aber beide Verhaltensweisen sind mir schon recht früh aufgefallen und beides kann ich nicht ernst nehmen - wie Du schon schriebst, GC ist ein Hobby und nicht mehr.

Neheimer hat gesagt…

In meiner Stadt ist Geocaching überhaupt nicht mehr geheim zu halten. Zum einen standen disverse Artikel in der Lokalpresse und ich hatte mal eine Leserbriefdiskussion mit Jägern.
Da ich als Ratsmitglied recht bekannt bin, nutze ich meien Erfahrungen beim cachen ganz offen. Wenn ich in deren Städten positive Beispiele für gelungene Freizeitanlagen oder Propblemlösungen sehe.
Das hat den Vorteil das einige Entscheidungsträger in Verwaltung und Politik nicht gleich negativ übers Cachen denken wenn sich mal wieder ein Jäger oder Naturschützer beschwert.